So so, die bildungswütigen Deutschen können mit dem Begriff Nachhaltigkeit nichts anfangen. Sie kennen sich mit der Abseitsregel aus (die eine Hälfte wenigstens), sie kennen Mary Janes (die andere Hälfte jedenfalls) und alle kennen den Auktionsprozess bei eBay. Und jetzt dies: 36 Prozent können spontan nicht sagen, was sie mit „Nachhaltigkeit“ verbinden. Ist das einen Aufreger wert?
Nicht wirklich, meine ich. Das Konzept von der nachhaltigen Entwicklung ist bis heute im Wesentlichen Fachkreisen und überdurchschnittlich informierten Bildungseliten vertraut. Als Leitmotiv weltweiter politischer Programme dürfte dennoch nur ein kleiner Ausschnitt beteiligter Politikvertreter in der Lage sein, diesen Begriff zu erklären. Auch das ist nicht weiter schlimm. Den Begriff Ehegatten-Splitting verstehen schließlich auch nur diejenigen die ihn verwalten oder unmittelbar von ihm betroffen sind. Apropos, liebe Forsa: Es könnte noch mal richtig interessant werden, in Unternehmen (die Nachhaltigkeitsberichte veröffentlichen) und unter Politikern (die Umweltressorts verantworten) nach diesem Begriff zu fragen.
Nachhaltigkeit ist ein komplexes Konstrukt und auch die damit befassten Experten haben zuweilen Mühe, dessen neuesten Verwendungen zu folgen. Warum muss ein anständiger Citoyen mit diesem Komplex vertraut sein? Reicht es nicht, wenn die Menschen ein gutes Bildungssystem wünschen (99 Prozent), den Ausbau erneuerbarer Energien gut finden (94 Prozent) und das Gemüse bevorzugt aus der Region beziehen (79 Prozent)? Ist doch egal, wie Naturwissenschaftler und Politiker das nennen. Entscheidend ist, in der Kommunikation Themen und Wege zu finden, die diesen Begriff in den Alltag der Adressaten übersetzen.