Über den Umweltgipfel Rio+20 kann man wirklich nicht viel Gutes sagen. Zwanzig Jahre nach dem wirklich wegweisenden Auftakt der UNCED-Konferenz zu Nachhaltigkeit und Entwicklung haben sich die Regierenden außerstande gezeigt, ihre Absichten in verbindliche Ziele und konkrete Taten zu überführen. Vielleicht waren die Erwartungen an diese Konferenz durch das runde Jubiläum zu hoch gesteckt. Die Enttäuschung über die mageren Absichtsbekundungen in der Erklärung „Die Zukunft, die wir wollen“ ist bei allen, die hoffungsvoll nach Rio geblickt haben zum Greifen nahe. Wäre nur ein Bruchteil der politischen Energie, die auf Bankenrettung und Finanzkrise zum Einsatz kommt, nach Rio geflossen, es hätte ein Gipfel neuer Zuversicht werden können.
Wie schön, dass es nun immer noch Beteiligten gelingt, die heißen Fallwinde des Gipfelsturms als Rückenwind für die eigene Sache zu deuten. Bei der Global Reporting Initiative (GRI) freut man sich wie Bolle, dass in Paragraf 47 die weltweite Bedeutung von Nachhaltigkeitsberichterstattung unterstrichen und Regierungen, UN und alle Stakeholder aufgefordert wurden, deren Kunde – möglichst auf Grundlage bestehender Richtlinien – bis in den hintersten Winkel des geplagten Erdballs zu tragen. Um der Freude organisatorischen Nachdruck zu verleihen, hat sich spontan aus dem Kreis der Teilnehmer aus Brasilien, Dänemark, Frankreich und Südafrika eine „Gruppe der Freunde von Paragraf 47“ formiert.
Was nach Blues Brothers meet Juristentag klingt, ist durchaus ernst gemeint. Ziel der Gruppe ist es, Best Practise im Sustainability Reporting voranzubringen, eine politische Roadmap zu entwickeln und Entwicklungsländer mit den nötigen Reportingressourcen zu versehen. Angesichts der ursprünglichen Stakeholder-Ziele auf dem Weg nach Rio ist das eher bescheiden. Aber wie heißt es in der Politik: Wenn du nicht mehr weiter weißt, gründe einen Arbeitskreis. Am Tag nach der Entdeckung des Gottesteilchens fällt mir dazu nur ein: Die letzte Antwort auf alle Fragen ist 42 – nicht 47!