Wenn im Juni 2018 die aktuell vierte Generation der von der Global Reporting Initiative (GRI) herausgegebenen Richtlinien für Nachhaltigkeitsberichterstattung ihre Gültigkeit verliert, wird die Trauergemeinde überschaubar bleiben. Deren Einführung 2013 war schon von erheblichem Unmut begleitet. Hatte man in den Jahren zuvor erst mit großen Mühen die Nachhaltigkeitsberichterstattung auf die Anforderungen von G3 ausgerichtet, stellte G4 die Berichterstattungsprozesse vor erhebliche neue Herausforderungen in punkto Detailtiefe und Stakeholderorientierung. Mit dem Wegfall der Anwendungsstufen (application levels) entfiel außerdem ein wichtiger Anreiz, der es Unternehmen ermöglichte, sich mit ihrer Reportingleistung zu profilieren. „Die gesteigerte Komplexität der Berichterstattung nach GRI G4 wird neue Unternehmen eher davor abschrecken als sie ermuntern, Nachhaltigkeitsinformationen zu veröffentlichen“, warnte seinerzeit econsense in einer Stellungnahme. Die Zurückhaltung der Unternehmen sollte diese Einschätzung bestätigen. Erst 2015 überstieg die Zahl der G4-Berichte die bis dahin noch an G3 orientierten Berichte. Und dabei fällt auf, dass die große Mehrheit der Unternehmen sich darauf beschränkte, nach der neuen Übereinstimmungsoption „Core“ zu berichten und sich noch nicht an das aufwändigere Level „Comprehensive“ herantraute.
„Wir sind einigermaßen optimistisch“
Sabine Content, Deputy Director Corporate & Stakeholder Relations bei der Global Reporting Initiative (GRI) zur Einführung der neuen "GRI Standards"
Von Andreas Severin
- Seit dem 19. Oktober 2016 gelten die GRI Standards und können angewendet werden. GRI hat eine Reihe von Dienstleistungen entwickelt, um die Anwender mit dem neuen Rahmenwerk vertraut zu machen. Was ist Ihr erster Eindruck? Werden die neuen Standards von berichtenden Unternehmen angenommen oder ist es nötig, weitere Überzeugungsarbeit zu leisten?
Wir wissen, dass wir unseren Stakeholdern immer erklären müssen, warum wir diese oder jene Änderung vorgenommen haben und worin der Nutzen dieser Änderungen für ihr Reporting liegt. Wir nehmen das bei GRI sehr ernst. Ich freue mich sagen zu können, dass die neuen GRI Sustainability Standards (GRI Standards) bisher sehr gut angenommen wurden. Seit wir die GRI Standards am 19. Oktober eingeführt haben, wurden diese bereits mehr als 26.000 Mal über den GRI Standards Hub heruntergeladen. Außerdem haben mehr als 1.200 Menschen an einem der weltweit durchgeführten 13 Standards-Einführungsevents teilgenommen. Darüber hinaus sind für dieses Jahr einige weitere Einführungsevents geplant. Zusätzlich haben mehr als 1.100 Menschen bisher an Webinars zu den neuen Änderungen teilgenommen. Die überwältigende Mehrheit des bisherigen Feedbacks war positiv.
Das Imperium schlägt zurück!
Bericht vom deutschen GRI G4 Launch-Event in Frankfurt
Von Andreas Severin
Groß war der Andrang beim deutschen Launch-Event zur Einführung in die vierte Generation (G4) der Guidelines der Global Reporting Initiative (GRI). Über einhundert Teilnehmer waren der Einladung in den Eschborner „Cube“ der Deutschen Börse AG gefolgt. Als am selben Ort vor knapp drei Jahren eine Anhörung zur damaligen Entwurfsfassung der G4 stattfand und noch konkrete Einflussnahme auf die Endfassung möglich war, hatten sich gerade mal 30 Leute eingefunden.
Der Wake-up Call erfolgte offenbar am 22. Mai 2013 in Amsterdam. Seitdem an diesem Tag die Vorstellung der neuen Guidelines erfolgte, ist es mit Ruhe und Ordnung im deutschen Reporting-Sprengel vorbei. Werden wir uns im Ranking halten können? Müssen wir GRI vielleicht aufgeben? Reicht die Zeit, um uns auf den neuen Standard auszurichten? Solche Fragen bereiten manchem Reporting-Verantwortlichen mittlerweile schlaflose Nächte. Weiterlesen →