Die Unternehmensberatung Ernst & Young hat in den USA eine Studie zu den wichtigsten Trends der Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen vorgestellt. Zusammen mit dem US-amerikanischen Informationsdienst GreenBiz hat sie 270 Führungskräfte von überwiegend nordamerikanischen Unternehmen nach ihren Beobachtungen und Einschätzungen gefragt.
Im Ergebnis zeigen sich ein paar auch für die Entwicklung in Deutschland zu beachtende Trends. Im Folgenden unterzieht crossrelations-Geschäftsführer Andreas Severin in einer dreiteiligen Serie die Ergebnisse einem Abgleich mit der Beratungsperspektive.
1. Ein Anstieg in der Veröffentlichung von Nachhaltigkeitsberichten
Aus dem Blickwinkel der E&Y-Untersuchung fällt der Anstieg signifikanter aus als er hierzulande wahrzunehmen ist. Hierbei fällt ins Gewicht, dass 85 Prozent der befragten Unternehmen ihren Sitz in den USA haben. Dort sind viele Unternehmen in den letzten beiden Jahren aufgewacht und entdecken den Sustainability Report. Aber auch der beachtliche Zuwachs an GRI-orientierten Berichten kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass bis heute für über 90 Prozent der Unternehmen in den USA Nachhaltigkeit kein Thema ist. So passt es aber auch ins Bild, dass die Studie eine zunehmende Nachfrage wichtiger Stakeholder verzeichnet, vor allem durch Investoren.
Interessanterweise kommt E&Y zu der Schlussfolgerung, dass der weitere Zuwachs an Berichten vor allem durch die mangelhafte Ausstattung der Unternehmen mit Reportingtools begrenzt werde. Die Werkzeuge, die zur Erfassung von Daten zum Einsatz kommen – wie in Deutschland vor allem Excel –, seien unzulänglich, um Realitäten aus der Lifecycle-Perspektive abzubilden. Hier dienten die Instrumente zur Überwachung finanzieller Kennzahlen als Vorbild.
Ich kann mich an dieser Stelle des Eindrucks nicht erwehren, dass hier vielleicht die geschäftliche Interessenslage der Autoren in die Deutung eingeflossen ist. Es ist auch für Deutschland zutreffend, dass die meisten Unternehmen ihre Daten in Excel aufbereiten. Studien hierzulande zeigen, dass auf dem Markt etwa ein Dutzend unterschiedliche Softwarelösungen existieren, die den Prozess der Nachhaltigkeitsberichterstellung unterstützen.
Diplomarbeit von A. Karpinska zur IT-basierten Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten
IT-Lösungen können tatsächlich den gesamten Prozess der Nachhaltigkeitsberichterstellung unterstützen, von der Ableitung von ökologischen, ökonomischen und sozialen Kennzahlen bis hin zur Steuerung der Nachhaltigkeit, Sammlung von Informationen und sogar Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten. Ohne Zweifel verbergen sich hier große Effizienzreserven für das Nachhaltigkeitsmanagement. Bis heute ist mir aber kein Fall begegnet, in dem die verfügbare Software die Qualität der Berichterstattung gefährdet oder gar den Eintritt in das Reporting verhindert hätte.
2. Die Rolle von CFOs gewinnt an Bedeutung
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass CFOs zunehmend mit Fragen des Nachhaltigkeitsmanagements befasst sind. Die Befragten nennen vor allem die wachsende Bedeutung von Kostensenkungsmaßnahmen (74%) und Risikomanagement (61%) als zwei der wichtigsten Treiber in den Nachhaltigkeitsprogrammen der Unternehmen. 66 Prozent der Befragten verzeichnen einen deutlichen Zuwachs in der Nachfrage durch Investoren und Analysten.
Auch wir beobachten – vor allem seit der Finanzkrise 2009 – in der Begleitung von Reporting-Projekten eine wachsende Beteiligung der Finanzfunktion an der Berichtserstellung. Betrachtungen des Risikomanagements sind mitunter zu festen Bestandteilen des Berichts geworden. Nachhaltigkeit als Blickwinkel von „good governance“ hat im Zuge großer Pleiten der vergangenen Jahre an Bedeutung gewonnen. Es scheint als suche man nach den Abstürzen großer börsennotierter Unternehmen – allesamt mit prämierten Geschäftsberichten und stattlichen Testaten führender Wirtschaftsprüfungen ausgestattet – nach neuen Vertrauensankern in der Bewertung von Zukunftsfähigkeit von Unternehmen. Ein Beleg dafür scheint mir auch die große Dynamik, die in die Diskussionen und Pilotprojekte im Bereich der Integrated Reports gelangt ist.
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